Stirbt zuletzt: Die Hoffnung, dass er sich ändern wird

9 Schritte, an denen Sie eine ernstgemeinte Veränderung erkennen könnten

Echte Veränderung

Wenn Sie diesen Abschnitt zuerst geklickt haben [betr. Text der Originalseite], müssen Sie glauben, dass Ihr gewalttätiger Partner irgendwie damit aufhören will, Ihnen weh zu tun. Die gute Nachricht: Sie haben vermutlich Recht. Er ist kein Monster, und er würde aufhören, Sie zu verletzen, wenn …  [Treffendere Formulierung: Sie haben vielleicht Recht]

Sind Sie für die kalte, harte Wahrheit bereit? Haben Sie diesen Satz im Kopf schon ungefähr so zuende gedacht „… wenn ich ihm aus dem Weg gehe“ oder „… wenn er verstehen könnte, wie sehr er mir damit weh tut.“ Klingt das vertraut?

Leider lautet die Wahrheit: Er wird nur aufhören Ihnen weh zu tun, wenn es sich für ihn nicht mehr auszahlt, oder er durch Kontrolle einer anderen etwas findet, das sich für ihn mehr auszahlt.

Täter sind selten motiviert, sich zu ändern

Die Literatur über Partnerschaftsgewalt ist sich meist einig: Es ist selten, dass ein gewalttätiger Partner aufhört, sie brutal zu verletzen. Männer, die an renommierten Täter-Programmen teilnehmen lernen dabei oft nur neue Fähigkeiten, zu missbrauchen ohne dabei „böse auszusehen“ und erwischt zu werden. Sie lernen auch den psychologischen Jargon, um keine Verantwortung übernehmen zu müssen: für den Schaden und die Schmerzen, die sie verursachen und Ihnen zufügen.

Gewalttätige Partner lernen oft neue Wege, um Ihnen die Schuld zuzuschieben. Beispiel: Es wird zu Ihrer Aufgabe und Verantwortung, ihn zu beruhigen. Schaffen Sie das nicht, erklärt er Sie für „selber schuld“ wenn er Sie verletzt.

Zum Beispiel:

Sie soll ein Stopp-Wort verwenden, um ihn zu warnen, wenn er „zu böse“ wird. Benutzt sie es, ändert er seine Strategie, findet einen anderen Weg, sie zu verletzen. Das Stoppwort wird sinnlos, die Partnerin hört auf, es zu benutzen. Dann sagt er: „Du hast mir ja nicht gesagt, dass ich aufhören soll! Also konnte ich nicht wissen, dass Du Angst hattest!“ Wenn das Stopp-Wort nicht fällt, fühlt er sich berechtigt, seinen Impulsen freien Lauf zu lassen. Und legt fest, dass es ihre Schuld ist, wenn sie ihn nicht bremst, ihm keine Grenzen setzt. Der gewalttätige Partner verbiegt die Realität so, dass sie dafür verantwortlich ist, dass er die Kontrolle verlor.

Wie können Sie unterscheiden, ob seine Bemühungen, sich zu ändern, ernst gemeint sind?

Es ist nicht leicht, aber die folgende Geschichte kann Ihnen dabei helfen …

Die Geschichte von Joe und dem Scotchterrier

Joe war ein passionierter Vogelliebhaber und führte sorgfältig Buch über jeden einzelnen Vogel, den er erspähte. Er hatte Fernrohre neben sämtlichen Fenstern stehen und diverse Futterhäuschen in seinem Hinterhof aufgestellt. Es war seine große Leidenschaft.

Er studierte jahrelang, wie er Vögel in seinen Hinterhof locken konnte, und er war sehr frustriert, wenn der Nachbarshund diese Vögel manchmal verbellte. Er hasste diesen Hund und bearbeitete seine Nachbarn und sogar den Bürgermeister, um die lästige Störung durch dieses Tier loszuwerden.

Seinen Nachbarn war es unangenehm, dass ihr Hund ihn so sehr störte, aber andererseits war ihr Hund brav und bellte nur selten – denn das tun Hunde nun mal ab und zu.

Es handelte sich bei dem Hund um einen 5jährigen reinrassigen schottischen Terrier, dem einzigen „Urgroßenkel“ desjenigen Terriers, mit dem der Nachbar in seiner Kindheit aufgewachsen war. Sie boten Joe freundlich an, sie würden öfter mal mit dem Hund spazieren gehen anstatt ihn in den Hinterhof zu lassen, verstärkt an den schönen Tagen, an denen mehr Vögel kamen.

Eines schönen Frühlingstages landete ein extrem seltener Kolibri in einem von Joes Futterhäuschen. Er war ergriffen! Er holte seine Kamera und gerade als er knippsen wollte – „Wuff-wuff!!“, und der Vogel flog davon …

DAS war zuviel; er hatte genug. Höchste Zeit, sich dieser Zumutung zu entledigen!

Er ging geradewegs zu seiner Garage und fand eine Flasche Frostschutzmittel. Er checkte den Hofweg seiner Nachbarn um sicherzustellen, dass ihr Auto weg war, und lief dann kurz entschlossen in den Hof und schüttete das Frostschutzmittel in den Hundenapf.

Nachdem dies vollbracht war, ging er nachhause und war – obwohl zufrieden – auch etwas nervös. Er bereitete sich darauf vor, die Tat abzustreiten, obwohl dies offensichtlich sein würde.

Während der nächsten Tage und Wochen beobachtete er, wie die Nachbarn den Verlust ihres Haustieres beklagten und wies seinerseits jede Schuldzuweisung strikt von sich.

Zwar glaubte ihm niemand, aber dass er den Hund getötet hatte konnte ihm keiner nachweisen.

Nach und nach wendete sich die ganze Stadt von ihm ab und wenn er irgendwo in der Öffentlichkeit auftauchte, erntete er nur verächtliche Blicke und Bitterkeit.

Er hatte nicht geahnt, wie beliebt und geschätzt seine Nachbarn waren – und wie unerträglich es sein konnte, die ganze Stadt gegen sich zu haben.

Er besaß einen Laden an der Hauptstraße, aber seine Geschäfte verschlechterten sich drastisch. Und schließlich begriff er, dass er die Sache bereinigen musste, da es ihm ansonsten schlecht erging. Er müsste also seine Tat zugeben.

Die folgenden Schritte wären notwendig, und keiner davon darf übergangen werden, ansonsten wäre es ihm nicht ernst damit:

Die erforderlichen 9 Schritte zur wahren Verantwortungsübernahme

1. Schritt: Zugeben, den Hund getötet zu haben

Er hatte Angst, den Leuten dabei in die Augen zu sehen und es zuzugeben, obwohl sie schon längst Bescheid wussten. Zusätzlich zu seinem Geständnis müsste er seine Gegenklagen unterlassen, die Nachbarn hätten versehentlich selbst den Hund getötet und würden ihn nun aufgrund ihres schlechten Gewissens die Schuld in die Schuhe schieben, damit alle Leute gegen ihn sind. Gleichzeitig muss er akzeptieren, wie großartig dieser Hund für sie gewesen ist, anstatt zu versuchen, sein Gesicht dadurch zu wahren, dass er behauptete, der Hund sei sowieso häßlich und eine Belästigung gewesen.

2. Schritt: Zugeben, es absichtlich und mit Berechnung getan zu haben

Es war keinesfalls so, dass er im Affekt die Kontrolle über sich verlor oder dermaßen provoziert wurde, dass jeder andere an seiner Stelle genau so gehandelt hätte. Es war auch nicht so, dass er nie vor gehabt hätte, den Hund zu töten sondern ihn lediglich – als kleine Warnung – krank machen wollte, und dass der Hund dann versehentlich zuviel trank „Ich hatte ja keine Ahnung, dass es ihn umbringen würde!“ Joe dürfte keine Ausreden mehr vorbringen, mehr noch, er müsste ehrlich zugeben, welche Absichten und Motive er hatte.

3. Schritt: Zugeben, im Unrecht gewesen zu sein

Er muss aufhören, die Nachbarn als Ruhestörer zu hinzustellen und sich selbst als Opfer aufzuspielen, welches durch den Hund ständig belästigt wurde. Er müsste sich von Herzen aufrichtig entschuldigen.

4. Schritt: Den Nachbarn ihr Recht auf Zorn zugestehen, indem er ihn als Konsequenz seiner Tat anerkennt.

Er muss die Qualen erfassen, die er verursacht hat anstatt es damit herunterzuspielen, sie würden aus einer Mücke einen Elefanten machen oder zu verlangen, sie müssten drüber hinweg sein.

Sich zu entschuldigen war heikel für ihn; aber er muss einsehen, dass ein „Entschuldigung“ nur ein erster Schritt ist und völlig sinnentleert bleibt, wenn ihn die Destruktivität seines Handelns kalt lässt.

5. Schritt: Die Konsequenzen seiner Taten begreifen.

Zuallererst muss er den Wert des Hund finanziell ersetzen und sich schuldig bekennen, um den Nachbarn eventuelle Verhöre vor Gericht zu ersparen. Joe darf nicht versuchen, Mitleid zu erheischen „Ich Armer kann einen reinrassigen Hund gar nicht finanzieren; und ich habe ihn bloß getötet, weil er ohnehin ein öffentliches Ärgernis darstellte – und jetzt soll ich für eine neue Plage auch noch bezahlen!?“

6. Schritt: Sich beständig und vollumfänglich um Wiedergutmachung des Schmerzes bemühen, den er verursacht hat.

Weder Geld noch ein neuer Welpe kann ein geliebtes Haustier ersetzen. Joe muss den besten, gesündesten und reinrassigen Welpen für seine Nachbarn finden und kaufen. Doch das ist nicht genug. Er muss auch die unabsehbaren Kosten für Tierarztrechnungen, der Abrichtung sowie einer speziellen Welpennahrung übernehmen. Joe muss all dies mit dem Verständnis tun, dass er dadurch nicht das Recht erwirbt, über den Zaun zu fluchen und den neuen Hund wieder zu bedrohen, wenn er seine Vögel anbellt.

7. Schritt: Anerkennen, kein Anrecht auf Vergebung zu haben.

Selbst nach allen Versuchen, Schadenersatz zu leisten, bleibt seinen Nachbarn noch der Schmerz und die Bitterkeit zurück. Joe hat kein Recht dazu, ihnen zu vorzuschreiben, wie lange schlechte Gefühle zu dauern haben oder dass sie längst drüber hinweg sein müssten, besonders weil er es war, der sie verursacht hat. Die Leute dürfen sich weigern, wieder nett zu ihm zu sein, obwohl er geständig war. Wenn sie sich entscheiden, etwas freundlicher zu ihm zu sein, sollte er ihre Vergebung als einen Akt der Großzügigkeit betrachten und nicht als eine Gegenleistung, die ihm für den neuen Hund zusteht.

8. Schritt: Sich seinen Nachbarn gegenüber ab sofort und durchgehend nett verhalten.

Joe kann nicht bestimmen, dass z.B. alles nach drei Jahren vergessen und vergeben sein muss oder sagen „Nun kommt mal wieder ‚runter, Leute, ich habe es wieder gut gemacht, spielt Euch nicht so auf, oder verlangt Ihr etwa von mir, perfekt sein zu müssen?“ Jemand um Wiedergutmachung zu bitten ist nicht das selbe wie von jemandem zu verlangen, er solle perfekt sein.

9. Schritt: Seine kritischen Blicke auf seine Nachbarn und seine geringschätzigen Äußerungen einstellen.

Joe muss mit üblen Verleumdungen aufhören (und sie richtigstellen) und die Tatsache anerkennen, dass das meiste von dem, was er an seinen Nachbarn zu bemängeln hatte, lediglich die Reaktion auf sein destruktives Verhalten und Gegenwehr auf seine Drangsalierungen war. Er muss vollständig einsehen, dass er durch sein Verhalten die Ursache aller Feindseligkeiten war.

 

Übersetzung von moonlight, Quelle: www.youarenotcrazy.com Abschnitt „Real Change

 

Für noch mehr Wiedererkennungs-Effekt: Offener Brief an eine Nachfolgerin