Die Trennung verarbeiten. Weil nach der Trennung eben nicht sofort „alles gut“ ist.

„Gut dass Du ihn los bist. Du solltest einen Freudentanz aufführen, statt so in den Seilen zu hängen“.

‚Mal eben fix die Trennung verarbeiten‘: Außenstehende denken oft, dass das Ende einer Misshandlungsbeziehung zu Gefühlen von Erleichterung und Freiheit führt, dass so dass es Ihnen nach kurzer Zeit automatisch wieder gut geht. Meist das Gegenteil der Fall: Die Betroffene fühlt sich eher, als käme sie frisch aus der Hölle, habe auf dem Weg ihr Hirn, ihre Gefühle und ihr Selbst eingebüßt; und will irgendwie auch wieder zurück. Oft erwartet das Umfeld, dass es Ihr gelingt, in Rekordzeit die Trennung zu verarbeiten

Die „Verarbeitung“ einer Misshandlungsbeziehung ist schmerzvoller und anstrengender als bei normalen Beziehungen. Sie dauert weitaus länger.

Die nachstehende Liste nennt eine Auswahl von Themen und Problemstellungen, die Betroffene von Partnerschaftsgewalt bewältigen müssen, nachdem „Schluss ist“. Es handelt sich um ein Gemeinschaftswerk der Frauen, die im re-empowerment Forum schreiben oder schrieben und ist eine Auswahl der Themen, um die es im Forum häufig geht. Ganz konkret, bezogen auf die jeweils individuelle Situation von Frauen, bei denen nach der Trennung eben nicht alles sofort total super war und blieb.

 

Ihre Trennung verarbeiten: häufige Themen

Chaos, Wirrwarr, Inferno: Ihre Gefühle

  • Anerkennen was es war: Misshandlung, Verletzungen, Zerstörung. Häusliche Gewalt
  • Anerkennen, dass es die erlebte Partnerschaftsgewalt Folgen hinterlassen hat
  • Anerkennen Ihrer Wut
  • Eingestehen Ihrer Wut, Rachegelüsten, empfundener Schmach
  • Anerkennen, dass Sie Anlass und Recht haben, zu trauern
  • Trauer über die verlorene Beziehung, geplatzte Träume
  • Anerkennen der eigenen Unsicherheit und Ambivalenz
  • Sich selber verzeihen, Umgang mit Schuldgefühlen
  • Anerkennen, dass Sie Zeit und Raum für Ihre Haltung brauchen, nicht einen neuen Partner
  • Bedürftigkeit aushalten: Lernen, wieder gut mit sich umzugehen
  • Laufen lernen: Sich selber wieder finden, der eigenen Wahrnehmung wieder trauen
  • Zurückfinden in Ihre eigene Kraft: Sicher und stabil in ihrem Selbstwert ruhen

Sorgen Sie für Ihre Sicherheit

  • Sicherheitsvorkehrungen – Handy-Ortung und Spionagesoftware (mehr…)

Wie Sie die erste Zeit überstehen ohne rückfällig zu werden

  • Kontaktabbruch
  • do und don’t Liste zum Verhalten nach der Trennung (mehr…)
  • Gedankenkreiseln und Gedankenstopp/Gedankenstopp (mehr…)
  • Rückfallgefahr und Rückfallprophylaxe (mehr…)
  • Entzugserscheinungen: Parallelen zwischen Misshandlungsbeziehungen und Sucht
  • Sehnsuchtsanfälle, „Restliebe“
  • fataler Wunsch: Trennung im Guten
  • “hätte, könnte, würde“ – Die Frage, ob es nicht doch funktionieren könnte
  • Umgang mit Rückfällen

Machen Sie sich nicht verrückt: Über „die Andere“

  • Ein offener Brief an diejenige/-n, die nach Ihnen kommt (mehr…)

Erlauben Sie sich, Hilfe in Anspruch zu nehmen und suchen Sie sie an den richtigen Stellen

  • Wie komme ich an Psychotherapie/ psychologische Unterstützung? (mehr…)

Partnerschaftsgewalt betrifft auch Ihr Umfeld

  • Soziale Auswirkungen I: Isolation und Einsamkeit (mehr…)
  • Soziale Auswirkungen II: Rat-Schläge des Umfelds – gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut gemacht.
  • Soziale Auswirkungen III: “Vorsicht: bissig“ – Erhöhte Sensitivität und aggressive Reaktionen
  • Soziale Auswirkungen IV: “Der Preis der Erkenntnis“ – Überprüfung des sozialen Umfelds
  • Soziale Auswirkungen V: Umgang mit dem gemeinsamen Umfeld, Gerüchte, Rufmord

Eigene und gemeinsame Kinder

  • Auswirkung der Misshandlungsbeziehung auf die eigenen Kinder
  • Unvermeidbare Kontakte aufgrund gemeinsamer Kinder

Offene Baustellen

  • Die gemeinsame Wohnung
  • schmutzige Scheidung, schmutzige Trennungen
  • Mittellosigkeit, finanzielle Aspekte der Trennung

Erntezeit!

  • „Warum?“ – was Sie aus dieser schrecklichen Erfahrung lernen können

Literaturempfehlungen: Hilfreiche Bücher nach einer Misshandlungsbeziehung

Uneingeschränkt empfehlenswert: Neu anfangen nach einer Misshandlungsbeziehung

Unsere Amazon-Rezension:

Dieses Buch ist weniger ein Buch zum „von Deckel zu Deckel durchlesen“, vielmehr ist es ein Arbeitsbuch, das die Betroffene Kapitel für Kapitel durcharbeiten kann – und sollte, diese Arbeit ist lohnenswert und beschert einen tieferen Erkenntnisgewinn als bloßes Lesen. Die Betroffene erfährt die dringend notwendige Validierung ihrer Wahrnehmung und wird quasi Schritt für Schritt durch die Entwirrung des durch die Misshandlungsbeziehung oft fast zerstörten Lebens begleitet. Abhängig von der/den individuellen Situationen/Umständen können einzelne Kapitel und deren (Selbsterkundungs-)Übungen übersprungen werden.

Obgleich die Ansprache (siezen) zunächst evtl. ungewöhnlich ist, entsteht beim Lesen oft das Gefühl, man säße einer kundigen, empathischen Psychotherapeutin gegenüber, die die eigene Lage und das eigenes Fühlen und Erleben spiegelt.

Die Autoren regen zu Recht dazu an, einzelne Kapitel nach einigen Monaten zu wiederholen.

Zwar kann kein Buch die nach einer Misshandlungsbeziehung fast immer benötigte (oft aber schlichtweg nicht verfügbare) professionelle Unterstützung ersetzen, dennoch ist dies ein hilfreicher Leitfaden durch den gesamten, langen Weg der Aufarbeitung einer Partnerschaft, die von Macht, Gewalt und Misshandlung geprägt wurde.

 

Michaela Huber: Trauma und Traumabehandlung

Klappentext:  Etwa ein Drittel aller Menschen gerät irgendwann im Leben in ein Trauma: Eine Situation, in der man sich vom Tode bedroht fühlt, nicht davor fliehen und nicht dagegen ankämpfen kann. In einer solchen Situation gehen Gehirn und Seele – einfach gesagt – in einen kurzfristigen Schockzustand und splittern das Unerträgliche des Geschehens auf – dies nennt man Dissoziation. Michaela Huber beschreibt, wie sich das anfühlt und welche Auswirkungen es hat. Schwerpunkt des Buches sind die Folgen von Langzeittraumatisierungen, die in der Kindheit begonnen haben und meist körperliche, emotionale und sexuelle Gewalt umfassen. Auch die Folgen organisierter Ausbeutung von Kindern für deren seelische Entwicklung werden ausführlich dargestellt.
„Informativ und gut verständlich beschreibt die Autorin, was ein Trauma ist und auf welche Weise es die Betroffenen beeinträchtigt. Ein gut lesbarer Überblick zu Traumaforschung und -therapie.“ – emotion
„Michaela Huber ist eine Pionierin auf dem Gebiet der Traumaforschung und -therapie.“ – Luise Reddemann

 

Michaela Huber: Wege der Traumabehandlung: Trauma und Traumabehandlung, Teil 2

Borderline brach Herz – Hilfe zur Trennungsverarbeitung

Weitere Bücherempfehlungen finden Sie auf unserer Bücherseite.