Letzte Hoffnung Paartherapie? Hoffnungslos und gefährlich.

aber…

Vielleicht hilft eine Psychotherapie für den „Partner“? – Der Betroffenen nicht!

Hinweis: Der nachstehende Text entstammt unserem Selbsthilfe-Forum.

 

Aussichtslos bis gefährlich: Misshandlungsbeziehungen in Paartherapie // Misshandler und Psychotherapie

„wenn Dein „Partner“ ein Mann i.S. dieser Website ist, raten wir ausdrücklich von Paartherapie ab.“

Warum?

In der Paartherapie wird von gemeinsamer Verantwortung ausgegangen. Paartherapie baut auf der Haltung auf, dass beide Partner die Verantwortung für die „Beziehungsschwierigkeiten“ tragen. Es ist nicht mit dieser Haltung vereinbar, einen Partner verantwortlich zu halten. Gewalt wird somit nicht als „Täter/Opfer-Konstellation“ gedeutet, sondern als ein Symptom, dass beide Beteiligten zu verantworten haben.

Insofern führt Paartherapie in einer Misshandlungsbeziehung zwangsläufig zu einer Stärkung der Position des Misshandlers und zu einer Schwächung der Position des Opfers, da in einem Paartherapie-Setting die Misshandelte eben nicht Misshandelte/Opfer ist, sondern Mitverantwortliche an der jeweiligen Interaktionsentwicklung. Paartherapeuten dürfen nicht parteilich für eine „Seite“ (also für die von der Gewalt betroffene) sein.

Gewaltopfer benötigen parteiliche Unterstützung.

Dies kann eine Paartherapie nicht bieten.

Eine Paartherapie gilt v.a. dann als erfolgreich, wenn das Paar als Paar „gerettet“ wurde. Beziehungserhalt. Der Weg ist i.d.R. „Verbesserung der Kommunikation“.

Auch dies widerspricht der erfolgreichen Auflösung einer Misshandlungsbeziehung: Trennung.

Hinzu kommt, dass Paartherapie privat bezahlt werden muss. Nicht alle Paartherapeuten haben volle Terminbücher, viele sind auf Klienten angewiesen.

Schlimmer noch: in vielen Misshandlungsbeziehungen ist die Frau nicht mehr in der Lage, arbeiten zu gehen, bzw. verdient oft kein „eigenes“ Geld mehr. Die Therapie wird also vom „Partner“ bezahlt. Die Paartherapeuten bekommen das auch mit.

Etwas plakativer ausgedrückt:

Der „richtige“ therapeutische Umgang mit einer Misshandlungsbeziehung wäre, a) die Gewalt zu benennen (Verstoß gegen die Allparteilichkeit) und das Opfer zu schützen. b) Zur Trennung zu raten, zumindest zeitweise („Paartherapie ist ohne Erfolg“). c) Den Täter auf sein Fehlverhalten hinzuweisen und ihn in die Verantwortung zu nehmen („Vergrätzen desjenigen, der die Rechnung zahlt“). Zudem sollte diese Einzelberatung dann nicht von den Paartherapeuten vorgenommen werden („Verlust des (zahlenden) Klienten“).

Do the math.

Wenn Dein ex wirklich etwas ändern will, soll er an einem Programm für gewalttätige Männer teilnehmen (gibt es in jeder größeren Stadt), und wieder bei Dir vorstellig werden, wenn er dieses Programm zu Ende absolviert hat. sprich: TÄTER-THERAPIE

 

Misshandler und Psychotherapie: Nicht hoffen. Rennen.

Viele Frauen schöpfen fälschlicher- und fatalerweise Hoffnung aus der Aussage des Misshandlers, er wolle/würde eine Psychotherapie aufnehmen (ganz davon abgesehen dass zwischen einem „ich werde machen“ des Misshandlers und einem „er macht tatsächlich“ doch einiges an Distanz liegt): diese Aussage scheint oft anzukommen als: „ich habe eingesehen, Dich schlecht zu behandeln; ich will mich ändern insofern als dass ich Dich besser behandele“. Naheliegender ist diese Interpretation: „Cool, ich lerne demnächst, wie ich Dir effektiver und weniger nachweisbar auf die Fresse hauen kann“.

Warum?

„Normale“ Psychotherapie ist immer parteilich, Parteilichkeit ist fast immer Therapeutinnen-Gebot. Zwei wesentliche Ausnahmen: Paartherapie und Tätertherapie.

Inhalt einer „normalen“ Psychotherapie ist eben nicht „wie mache ich, dass es meinem Umfeld besser geht“ sondern „wie mache ich, dass es mir besser geht“. Dem Misshandler geht es aber nicht dadurch besser, dass er aufhört zu misshandeln, sondern vor allem dadurch, das Objekt aufhört, sich gegen Dominanz und Kontrolle zu wehren und sich dieser artig unterwirft. In einer Psychotherapie lernt man (meist auch), für die eigenen Wünsche/Bedürfnisse einzustehen und diese durchzusetzen. Man lernt auch gerne mal, das eigene Verhalten sehr schlüssig zu begründen und als richtig zu verkaufen.

Viele Betroffene „bedauern“, dass ihre Misshandler angefangene Psychotherapien oft schnell wieder abbrechen, meist weil „die Therapeutin nix taugt“. Nee, nix schade. Besser: froh sein. Ist nämlich oft ein Zeichen dafür, dass die Therapeutin dem Misshandler nicht auf dem Leim gegangen ist und/oder sich der Instrumentalisierung durch den Misshandler („effektiver und weniger nachweisbar misshandeln, wie mache ich das?“) verweigert hat.

 

Wenn Therapie für den „Partner“ dann zwingend Täter-Therapie

Die einzige Therapieform die Grund zur Hoffnung geben könnte ist mMn eindeutige Tätertherapie, da es in dieser wirklich um Verantwortungsübernahme (für die Misshandlung) und Verhaltensänderung geht.

Selbst innerhalb einer Täter-Therapie ist das Hinarbeiten auf Verantwortungsübernahme „harte Arbeit“.

„Echte Veränderung“ erfordert, dass der Täter seine grundlegenden Haltungen erkennt, reflektiert und ändert. Obgleich für geschulte Augen unverkennbar, wird ein Täter sich dem Anerkennen des Machtungleichgewichts und der einseitigen Privilegienverteilung versperren. Reflexion dieses Machtungleichgewichts bedeutet zu hinterfragen, ob die Privilegien-Verteilung gerecht ist. Und Veränderung eine gerechte Verteilung von Privilegien (wessen Bedürfnisse werden wie/ in welchem Umfang/ von wem erfüllt) und Verzicht auf Macht und Besitzanspruch.

Warum soll ein Mensch sich auf sowas einlassen? Mehr als 50% der eigenen „Vorteile“ und des Komforts aufgeben und fortan nur in dem Ausmaß „kriegen“ wie ich selber „geben“ muss?! Für eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, dass auf eine solche Forderung mit „ja, mach ich“ reagiert wird empfiehlt sich ein Blick in die Geschichte

z.B. zur Abschaffung der Apartheid in Südafrika. Der Bürgerrechts-Bewegung in den USA. Die Erstreitung des Frauen-Wahlrechts in Europa im 20. Jahrhundert. In den 90er Jahren wurde deutschen Ehemännern das Recht abgetrotzt, ihre Ehefrau vergewaltigen zu dürfen. 2016 wurde endlich festgelegt, dass wir uns mit einem NEIN vor Vergewaltigung schützen dürfen.

Wenn Dein „Partner“ ein Mann im Sinne dieser Seite ist, setzt Veränderung zwingend voraus, und zwar genau in dieser Reihenfolge

  • dass er sich einer mehrjährigen Täter-Therapie unterzieht
  • dass er sein Beziehungs-Modell und seine Vorstellungen von Geschlechterrollen komplett revidiert
  • dass er seine Macht- und Besitzansprüche aufgibt
  • dass er 50% seiner Privilegien/Vorteile/Komforts ohne „Gegenleistung“ aufgibt und fortan für die ihm verbleibenden 50% zu Gegenleistungen verpflichtet ist

Kultur und Geschichte beweisen darüberhinaus, dass eine Umverteilung von Privilegien eine wie auch immer geartete „Enteignung“ zwingend voraussetzt. Im „sanftesten“ Fall also neue Gesetze, sprich eine Struktur-Veränderung.