WenDo – weniger Kopf – mehr Körper
Was ist WenDo
Wendo ist Selbstverteidigung und Selbstbehauptung für Frauen und Mädchen. Der Name ist eine Wortneuschöpfung analog zu verschiedenen Budō-Künsten, die sich aus Wen, einer Abkürzung für das englische women (Frauen), und Do, japanisch für Weg, zusammensetzt und „Weg der Frauen“ bedeutet. Wendo zählt sich nicht zu den Kampfsportarten, sondern versteht sich als Präventionsprogramm gegen Gewalt. Es wurde in den 1970er-Jahren vermutlich in Kanada im Kontext der feministischen Bewegung entwickelt.
Die Techniken und Methoden von Wendo wurden ursprünglich von Lesben entwickelt und an Lesben weitergegeben; mittlerweile richtet sich Wendo an alle Frauen und Mädchen. Im Gegensatz zu klassischen Kampfsportarten basiert das Training auf einer Auseinandersetzung mit patriarchalen Machtverhältnissen und erlernten Opferhaltungen. Wendo setzt an den Erfahrungen und Wünschen der Teilnehmerinnen an und schließt effektive Techniken, Rollenspiele und Wahrnehmungsübungen ein. Ein Ziel von Wendo ist es, die Teilnehmerinnen zu Selbstorganisation zu befähigen. Die Trainerinnen arbeiten in der Regel selbstständig und sind in sogenannten Regionalgruppen organisiert, die auch Fortbildungen und Supervision anbieten.
Quelle: Wikipedia-Artikel über WenDo
WenDo: Warum es für mich die beste Therapie nach häuslicher Gewalt ist
die Autorin des Artikels ist uns bekannt, möchte aber anonym bleiben.
Ich bin Überlebende massivster Partnerschaftsgewalt: Mein Täter hat mich 4,5 Jahre lang auf allen Ebenen gequält.
Der Anfang entsprach den typischen Gewalterfahrungen von Frauen: die ganz große Liebe. Die größte Liebe.
Dennoch: Von Anfang an gab es subtile verbale und emotionale Angriffe, die sich im Lauf der Zeit festigten und verstärkten.
Eskalation und Flucht **Triggerwarnung**
Kurz nach dem Zusammenziehen – nur knapp zwei Monate vor unserem dritten Jahrestag – wurde ich zum ersten Mal geschlagen. Das war der Auftakt zur reinsten Tortur. An durchschnittlich drei Tagen pro Woche war ich seiner ungebremsten Gewalt ausgesetzt, wurde vergewaltigt, beinahe erwürgt, grün, blau und blutig geschlagen und immer wieder psychisch in Schach gehalten.
Ein blaues Veilchen wie auf den klassischen Werbeplakaten gab es übrigens nie.
Mein letzter Fluchtversuch gelang. Ich kam bei meiner Familie unter, erstattete Anzeige und begann, mir in Therapien und Psychopharmaka Hilfe zu suchen. Mein Wissen nährte sich durch zahlreiche Bücher. Dank re-empowerment fand ich zwischendurch immer wieder viel Halt, Wärme, sehr viel Geduld, Verständnis und Solidarität durch andere Betroffene.
WenDo: Wie aus Angst und Ohnmacht Kraft und Stolz wurde.
Der echte Durchbruch war mein Schnupperkurs in WenDo, den mir der Frauennotruf vermittelte. Als unsere Trainerin uns zu Beginn sagte, wir würden am Ende jede ein Brett durchschlagen, hätte sie mir wohl genauso gut sagen können, ich würde gleich Flügel bekommen und zum Mond fliegen.
Doch tatsächlich lernte ich an diesem Wochenende zum ersten Mal all die Kraft und Energie kennen, die in mir steckt. Vor allem öffnete sich emotional ein riesiges Ventil. Jahrelang hatte ich alle Aggressionen unbewusst nach Innen, also gegen mich selbst, gerichtet. WenDo kehrte diese destruktive Tendenz um.
Nun konnte ich schreien, boxen, schlagen und treten was das Zeug hält. Anfangs in den WenDo Sessions bei meiner Trainerin, zunehmend auch Zuhause. Und ich bin dabei geblieben. Inzwischen mache ich seit beinahe einem Jahr jede Woche WenDo und beginne demnächst selbst eine Ausbildung zur WenDo Trainerin.
WenDo: Keine Macker-Anmache mehr. WennDoch: Dumme Idee.

Bild: voyagerix via www.depositphotos.com
Ich wurde nie wieder dumm im Zug oder auf der Strasse belästigt. Und falls doch, so konnte ich jedes Mal Konter geben. In Rollenspielen spürte ich, wie klein mein Exfreund in seiner Täterrolle tatsächlich war und konnte so viel mehr Mut und Selbstvertrauen gewinnen.
Durch die Kampftechniken und Übungen zur Körperhaltung, zur Stimme und zu meinen eigenen Grenzen habe ich viel mehr Selbstbewusstsein als jemals zuvor.
Ich wünschte, es würde WenDo als Pflichtkurs für alle Mädchen in der Schule geben und als festen Bestandteil in der Traumatherapie. Für mich persönlich war dies der entscheidende Schritt, um mich zu befreien und meine Angst los zu werden.
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